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Die bewusste schmerzempfindung

Sind die Schmerzsignale in unserem Gehirn angekommen, so können sie uns bewusst werden: man spricht von Schmerzempfindung. Dazu werden die Schmerzsignale in unser Großhirn weitergeleitet. Entgegen der landläufigen Auffassung gibt es dort aber kein einzelnes, gesondertes „Schmerzzentrum“.

Schmerz hat viele „Gesichter“, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigen:

Wenn man sich diese Ebenen bewusst macht, wird klar, dass die Schmerzempfindung zahlreichen Einflüssen unterliegt. Dazu zählen z.B.:

  • erbliche Einflüsse
  • Geschlecht und Gender
  • Kultur (der kulturelle Umgang mit Schmerz)
  • die eigene Erwartungshaltung
  • das eigene Rollenbild
  • körperliche und geistige Gesundheit
  • Alter
  • bisherige Erfahrungen mit Schmerz

Schmerzempfindung ist individuell

Schmerz hat biologische, psychische und soziale Komponenten (bio-psycho-soziales Schmerzmodell). Das Erleben von Schmerz ist also sehr individuell – jeder empfindet Schmerz anders. Was der eine Mensch einfach wegsteckt, kann für einen anderen Menschen ein großes Problem sein und umgekehrt.

Das ist nicht nur zum Verstehen des Schmerzes wichtig, sondern zeigt auch die Möglichkeit, in der Behandlung sowohl auf individuelle körperliche als auch auf individuelle psychische Faktoren abzuzielen.